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Vor 75 Jahren machte sich die SPD in Wennigsen auf, um sich nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu gründen. Zudem wurde vor 125 Jahren Kurt Schumacher, der erste Vorsitzende der SPD nach 1945, geboren. Zu einer Gedenkveranstaltung hatte nun der SPD-Bezirk Hannover in die für die deutsche Sozialdemokratie so wichtige Gemeinde am Deister eingeladen.

Grußwort von Matthias Miersch am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen
Grußwort von Matthias Miersch am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen

Die SPD sei die einzige Partei in Deutschland, die ihren Namen nie ändern musste, betont Matthias Miersch, der Vorsitzende des SPD-Bezirks Hannover in seinen Grußworten. "Wir sind es, die mit unseren Vorfahren gegen den Faschismus eingetreten sind. Wir lehnen uns niemals zurück in einer Gesellschaft, um für Frieden und Gerechtigkeit, für Solidarität und für Freiheit zu kämpfen. Das verbindet auch heute noch alle Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.

Zudem machte Matthias Miersch auf einen Satz aufmerksam, der sich auf der Schleife am Gedenkkranz befinde "Unsere großen Vorhaben sind möglich!" Dies sei der letzte Satz aus Kurt Schumachers Wennigser Rede, der aktueller denn je sei. "Wennigsen ist der Ort, an dem sich viel manifestiert hat, das exemplarisch für den Aufbau der Partei und somit auch für diese Ziele steht.

Grußwort von Norbert Walter-Borjans am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen
Grußwort von Norbert Walter-Borjans am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen

Norbert Walter-Borjans, der Parteivorsitzende der SPD, forderte in seinem Beitrag sowohl die Gesellschaft als auch die Mitglieder der SPD auf, verstärkt für die Demokratie und die Freiheit in Deutschland einzutreten.

Der SPD-Vorsitzende zitierte dabei auch den früheren Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten Johannes Rau mit den Worten: "Wer nicht handelt, der wird behandelt!" Das hätten sich auch die Menschen, die vor 75 Jahren in Wennigsen zusammengekommen seien, auf die Fahnen geschrieben und gemeint, dass nach dem furchtbaren Zweiten Weltkrieg eben nicht schon alles gut werde. Sie hätten beschlossen, etwas selber in die Hand zu nehmen: "Wir müssen dafür sorgen, dass wir das, was wir erreichen, erreichen, weil wir uns einsetzen. Wir müssen dafür sorgen, dass es erhalten bleibt. Und wir müssen es gegen die Feinde von Freiheit und Demokratie wachsam immer wieder verteidigen."

Grußwort von Claudia Schüßler am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen
Grußwort von Claudia Schüßler am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen

In einem weiteren Grußwort führte Claudia Schüßler, die Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Region Hannover noch einmal die besondere Bedeutung der Wennigser Konferenz und der an ihr teilnehmenden Menschen an: "Hier waren viele Menschen, die die spätere Bundesrepublik als Politiker geprägt haben: Annemarie Renger, Erich Ollenhauer, Fritz Heine, Alfred Kubel, Egon Franke und natürlich Kurt Schumacher." Nur dank Kurt Schumacher und seinem Verhandlungsgeschick sei es überhaupt gelungen, die Reichskonferenz stattfinden zu lassen und von hieraus den Wiederaufbau der SPD zu organisieren.

Gleichzeitig verwies sie auf den sich am 13. Oktober 2020 zum 125. Mal wiederholenden Geburtstag von Kurt Schumacher und sein von vielfältigen Herausforderungen geprägten Leben. "Ohne seine organisatorische Leistung würden wir als Demokratinnen und Demokraten hier so nicht stehen. Er hat die Begriffe Freiheit und Gerechtigkeit sozialdemokratisch geprägt." Es sei nun an uns, Freiheit und Gerechtigkeit in den aktuellen Bezügen neu zu definieren.

Grußwort von Jonas Farwig am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen
Grußwort von Jonas Farwig am Kurt-Schumacher-Gedenkstein in Wennigsen

Neben der Erinnerung an die Wennigser Konferenz, an die Wiedergründung der SPD und an Kurt Schumacher sei heute ein Tag der Mahnung, so Jonas Farwig, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Wennigsen. "Es ist heute die Pflicht von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten sich gegen den immer stärker werdenden Rechtsextremismus, den Rassismus und Antisemitismus zu stellen - gerade auch im Hinblick auf den Jahrestag der Anschläge in Halle."

Die Gefahr durch den Rechtsextremismus sei groß und zeige sich nicht nur duch mörderische Anschläge, sondern auch in alltäglichen Zusammenhängen. Als Kommunalpolitiker müsse er sich regelmäßig mit einer auf den ersten Blick harmlos wirkenden Partei auseinandersetzen. Aber man dürfe nicht vergessen, dass diese Partei auch Mitglieder habe, die jeden Tag versuchen, das Sagbare zu verschieben. "Mit solchen Parteien und mit solchen Personen dürfen wir nicht zusammenarbeiten!"

Nach den Grußworten berichtete die Schauspielerin und Autorin Judith Döker von einem Treffen mit der Zeitzeugin Lisa Homeyer. Die knapp 90jährige hatte in einem Interview kurz vor der Veranstaltung aus ihren Begegnungen mit Kurt Schumacher berichtet. Bereits 2006 hatte Lisa Homeyer eine schriftliche Erinnerung verfasst, die im Rahmen der Gedenlveranstaltung von Judith Döker vorgelesen wurde.

Der hannoversche Schauspieler und Entertainer Thommi Baake trat abschließend als Kurt Schumacher auf und versetzte die Anwesenden mit einer lebendig-emotionalen Rede in die Zeit der Wennigser Konferenz. In Auszügen trug der die "Programmatischen Erklärungen" vor, die Schumacher am 5. und 6. Oktober 1945 in Wennigsen und Hannover gehalten hatte und die an vielen Stellen immer noch eine hohe Aktualität besitzt.


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